Schutz der Moore ist aktiver Klimaschutz

In vielen Teilen Deutschlands sind die Moore verschwunden. Sie wurden durch Entwässerung in Weide- oder Ackerland umgewandelt. Auch der Jahrhunderte lange Abstich von Torf als Brennstoff hat dazu beigetragen, dass Moorlandschaften selten geworden sind. Auch die Brände der letzten Wochen haben den Mooren wie zuletzt im Harz mächtig zugesetzt. Dabei brauchen wir die Moore bei der CO₂-Vermeidung und Speicherung.

Nur noch drei Prozent der Erde bestehen aus Mooren. Über 1,5 Millionen Hektar Moore
bedeckten einst die Fläche in Deutschland. Heute sind davon 95 Prozent entwässert, bebaut oder land- und forstwirtschaftlich genutzt. Wurde die Entwässerung der Moore einst als Fortschritt für die Menschen angesehen, dreht sich heute die Meinung zu den Mooren.

Wie man inzwischen weiß, erfüllen Moore eine bedeutende Funktion für unsere Umwelt. Sie stellen mit ihren einzigartigen Ökosystemen Lebens- und Rückzugsräume für viele bedrohte Arten dar, speichern riesige Mengen Kohlenstoff und wirken im Landschaftswasserhaushalt als Filter und Rückhalteflächen, wie es in Darstellungen des NABU heißt (1).

Die Stilllegung von Mooren hat sogar die weltweiten CO₂-Emissionen beschleunigt. Aktuell sind die entwässerten Moore für fast sechs Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Deshalb gibt es eine ganze Reihe von Projekten, einige Hochmoore wieder zu vernässen.

Niedersachsen ist Moorland Nummer 1

Nach einer Darstellung des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz des Bundeslandes Niedersachsen heißt es, dass fast 400.000 Hektar, also rund ein Drittel aller Moore Deutschlands, in Niedersachsen liegen. Besonders für die Hochmoore, deren Anteil zwei Drittel aller bundesdeutschen Hochmoore ausmacht, trägt Niedersachsen eine besondere Verantwortung (2).

Die meisten dieser Moore sind durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie den Torfabbau über viele Jahrzehnte stark dezimiert und entwässert worden. Die wenigen verbliebenen, noch vergleichsweise intakten Moore wurden seit den späten 1970er Jahren als Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Auch in Sachsen gibt es die Moore noch. Die bizarr anmutenden Landschaften mit ihren Nadelgehölzen, Gräsern und Farnen sind häufig über Bohlenwege, Stege oder Aussichtsplattformen zu besichtigen. Besonders viele Moore sind im Erzgebirge anzutreffen. Dazu gehören das Moor Schwarze Heide oder das Moor am Pfahlberg.

Aber auch in der Oberlausitz, im Vogtland oder der Dübener Heide findet man Moorlandschaften. Das sind zum Beispiel das Hochmoor Grünheide oder Jägersgrün sowie in Georgenfeld. Das Saugartenmoor ist das einzige in der Dresdner Heide. Über einen Wanderweg ist es von der Haidemühle aus zu erreichen. Es ist etwa 75m lang, 60m breit und knapp 230 m über dem Meeresspiegel in einer Mulde der Lausitzer Platte. (3)

Niedermoore, Regen und Hochmoore

Moore haben sich in unseren Breiten nach der letzten Eiszeit entwickelten. Im wassergesättigten Milieu wurden abgestorbene Pflanzenreste unter Sauerstoffausschluss nicht vollständig zersetzt. Dabei kommt es zu einer Anhäufung von Biomasse und zur Torfbildung. „Durch diesen anhaltenden Prozess wuchsen lebendige Moore in die Höhe. Verlieren sie dabei den Kontakt zu den grundwassergesättigten Bereichen und speisen sich im Weiteren nur durch Niederschläge, spricht man nicht länger von Niedermooren“, schildert NABU die Entstehung der Moore. (1)

Regenmoore werden auch als Hochmoore bezeichnet. Das Wachstum ist mit rund einem Millimeter pro Jahr äußerst langsam. „Für den Aufbau eines zehn Meter mächtigen Torfkörpers braucht ein lebendiges Moor somit 10.000 Jahre. Der Verbreitungsschwerpunkt von Hochmooren liegt in Deutschland in Niedersachsen. Jedoch ist dort mittlerweile durch Eingriffe des Menschen nur noch ein bis zwei Prozent der ursprünglichen Moorfläche intakt. Niedermoore finden sich insbesondere im Nordosten Deutschlands.

Aus trockenen Mooren entweichen CO2-Emissionen

Jedes Jahr entweichen ca. 10,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente aus den Mooren und kohlenstoffreichen Böden Niedersachsens. Das entspricht ca. 11 % der gesamten niedersächsischen Treibhausgasbilanz. Damit tragen diese Flächen maßgeblich zum Klimawandel bei, wobei der Hauptanteil (ca. 90 %) aus den landwirtschaftlich genutzten Mooren entweicht. In dieser Berechnung ist der noch immer stattfindende Torfabbau nicht berücksichtigt, heißt es beim zuständigen des Landesbetrieb (2).

Umgekehrt trägt die Wiedervernässung und Renaturierung von Mooren zur Einlagerung von Kohlenstoff und damit zur Einsparung von CO2 -Emissionen bei. Ziel der entsprechenden Projekte sind deshalb der Grunderwerb und Flurbereinigungsverfahren.

Neben den klassischen Vernässungs- und Optimierungsmaßnahmen zum Wasserrückhalt in den Mooren rückt der Fokus stärker in den Bereich der alternativen, klimaschonenden Bewirtschaftung von Moorböden, insbesondere die Paludikultur, um zu erforschen, ob eine wirtschaftlich tragfähige Moorbodennutzung im Einklang mit dem Klima- und Naturschutz möglich ist.

Der Wiederaufbau der Moore braucht viel Zeit

Schilderungen zur Wiedervernässung von Mooren zeigen, dass es sehr lange dauern kann, bis diese wiederbelebt werden können. So heißt es beim NABU, dass man im Dezember 2017 die ersten acht Hektar wiedervernässt hat. „Dafür wurden Bäume und Büsche entfernt und Erdwälle aus Schwarztorf errichtet. Die Verwallung verhindert, dass Regenwasser aus dem Gebiet abfließen kann und benachbarte Flächen beeinträchtigt werden.“
Zu den weiteren Maßnahmen gehörte, dass man zur Verhinderung des unkontrollierten Überlaufs bei sehr starken Niederschlägen an einigen Stellen regulierbare Überlaufrohre einbauen musste. Schon nach fünf Monaten zeigt sich wie erfolgreich die Arbeiten waren:
„Die Projektflächen stehen nach einem niederschlagsreichen Winter unter Wasser und bieten pünktlich zum Saisonstart neuen Wohnraum für Wollgras und Libellen. Darüber hinaus werden durch das Moorschutzprojekt der Torfschwund und die Emission klimaschädlicher Treibhausgase gestoppt. In den kommenden Jahren sollen weitere angrenzende Flächen im Badener Moor wiederbelebt werden.“ (4)

Dr. Peter Schmidt

(1) https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/index.html
(2) https://www.nlwkn.niedersachsen.de/jb2021/rolle_der_moore_beim_natur-_und_klimaschutz/die-rolle-der-moore-beim-natur-und-klimaschutz-200795.html#weiterlesen
(3) https://www.sachsen-erkunden.de/moore-sachsen/#close
(4) https://naturerbe.nabu.de/news/2018/1/24311.html