In wohl jedem Biologieunterricht wird die Rolle von Bäumen für die Produktion von Sauerstoff und die Bindung von Kohlendioxid behandelt. Eine Vorstellung, wieviel vom einen produziert und vom anderen gebunden wird, haben nur wenige Menschen. Versuchen wir das Thema etwas näher zu beleuchten.
Die Funktionsweise der Fotosynthese haben wir im Biologieunterricht kennengelernt. Während der Wachstumsphase der Bäume entziehen diese der Atmosphäre Kohlendioxid und geben Sauerstoff ab. Damit ist die Rolle von Bäumen und Wäldern für die Lebensgrundlage vieler Lebewesen auf der Erde klar. Nach Experteneinschätzungen sollen so 15 Tonnen Sauerstoff pro Hektar Laubwald pro Jahr produziert werden. Die Sauerstoffproduktion hängt von den Baumsorten im Wald ab.
Verschiedene Baumsorten verarbeiten unterschiedliche Mengen Kohlendioxid
Während Laubwälder jedes Jahr 15 Tonnen Sauerstoff pro Hektar produzieren, kommen Nadelwälder sogar auf 30 Tonnen pro Hektar und Jahr. Es ist deshalb auch interessant, sich einmal die Mengen an verarbeitetem Kohlendioxid genauer anzusehen. Auf Wald.de kann man dazu nachlesen, dass eine 35 Meter hohe Fichte mit einem Lebensalter von zirka 100 Jahren eine Biomasse von 1,4 Tonnen hat, wovon zirka fünfzig Prozent aus Kohlenstoff bestehen.
Nimmt man diese Angabe, dann soll die Menge an verarbeitetem Kohlendioxid bei 2,6 Tonnen liegen, was einem Umrechnungsfaktor von 3,67. Bei der Buche sollen die Werte an verarbeitendem Kohlendioxid noch höher liegen. Zum Vergleich: Eine Buche mit gleichem Holzvolumen von 3,4 Kubikmetern hat ein Trockengewicht von 1,9 Tonnen. Auch hier besteht die Hälfte des Baumes aus Kohlenstoff. 0,95 Tonen Kohlenstoff bedeuten mit gleichem Umrechnungsfaktor damit eine Kohlendioxidspeicherung von 3,5 Tonnen.
Die höhere Holzdichte vieler Laubbäume (außer Pappel oder Weide) gegenüber den Nadelbäumen hat für die Produktion von Sauerstoff und die Verarbeitung von Kohlendioxid eine größere Bedeutung. Dazu kommt die oft spürbar größere Resistenz gegenüber den klimatischen Veränderungen.
Der deutsche Wald als Kohlendioxidspeicher
Experten und Klimaschützer gehen von folgender Faustformel aus: Ein Hektar Wald speichert pro Jahr pauschal zirka 6 Tonnen Kohlendioxid. Diese Menge ist natürlich abhängig vom Alter des Waldes und den jeweiligen Baumsorten. Weiter heruntergerechnet ergibt sich so pro Festmeter Holz zirka 1 Tonne gespeichertes CO2. Nach Angaben von Wald.de entlastet der deutsche Wald die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid und kompensiert zirka 7 % der Emissionen in Deutschland.
Selbst wenn das Holz zum Bauen verwendet wird, bleibt das Kohlendioxid über den Kohlenstoff gebunden. Ein Niedrigenergiehaus in Holzbauweise beispielsweise soll die Atmosphäre um rund 80 Tonnen Kohlendioxid entlasten. Dies ist ein
Großer Vorteil gegenüber energieintensiv erzeugten Baustoffen wie Stahl oder Zement.
Nicht verarbeitetes Totholz wiederum setz Kohlendioxid frei. Ein Forscherteam der Universität Würzburg und der TU München hat herausgefunden. Verrottende Bäume weltweit setzten jedes Jahr fast 11 Milliarden Tonnen Kohlenstoff frei. Ein Teil davon geht in den Boden, ein großer Teil wird in klimaschädliches Kohlendioxid umgewandelt und gelangt so in die Atmosphäre.
93 Prozent des durch Totholz freigesetzten Kohlenstoffs stammt demnach aus den Tropen, wie der Leiter der Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald und der Ökologischen Station der JMU Würzburg, Professor Jörg Müller, feststellte. Im Gegensatz zu den riesigen Waldflächen in Sibirien läuft dieser Kohlenstoff-Kreislauf in den Tropen deutlich schneller ab, wie in einem Artikel von BR24.de nachzulesen ist.
Der Wald in Deutschland als Beitrag zum Klimaschutz
Wenn der Wald in Deutschland weiter so nachhaltig bewirtschaftet wird – das heißt, es wird nie mehr Holz geerntet als nachwächst – erschöpfen sich diese Ressourcen in unseren Wäldern durch Nutzung nicht. Im Gegenteil. Entnommenes und genutztes Holz als Baustoff bindet weiter Kohlenstoff. Dazu kommt der Entzug von Kohlendioxid aus der Atmosphäre und die Produktion von Sauerstoff.
Neben den erstgenannten Vorteilen ist hervorzuheben, dass Holz andere energieintensive Materialien wie Stahl oder Beton ersetzen kann, die auf Basis endlicher Rohstoffe hergestellt werden, die gewaltige Mengen Strom notwendig machen und bei deren Herstellung große Mengen an CO2 entstehen. Jeder gepflanzte Baum trägt so zum Klimaschutz bei, denn Bäume binden Kohlendioxid und wirken dem Klimawandel entgegen.
Aber: Baumpflanzung sind kein ausschließliches Mittel, um den Klimawandel zu stoppen. Dazu sind umfangreiche Anstrengungen in vielen Bereichen erforderlich. Diese wird besonders deutlich, wenn man nach einem Beispiel fragt, wann und unter welchen Umständen ein Baum eine Tonne Kohlendioxid speichern kann. Dr. Daniel Klein (Wald-Zentrum der Universität Münster) führte gegenüber CO2online.de folgende Antwort an:
„Um eine Tonne CO2 aufnehmen zu können, muss die Buche etwa 80 Jahre wachsen. Das heißt: Pro Jahr bindet die Buche 12,5 Kilogramm CO2. Sie müssten also 80 Bäume pflanzen,
um jährlich eine Tonne CO2 durch Bäume wieder zu kompensieren. Zu beachten ist, dass Bäume in den ersten Jahren nach Pflanzung eher geringe Biomassevorräte anlegen. Erst mit zunehmendem Alter wird vermehrt CO2 gebunden.“
De. Peter Schmidt
Für diesen Blogbeitrag wurde Bezug auf Artikel bei wald.de, CO2online.de und bei BR24.de genommen.
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